… setzt sich im Bereich der Semantik mit der Bedeutung von (Sprach)Zeichen auseinander. Insofern könnte man zwischen lexikalischer (Wortsemantik) und Satzsemantik (in der auch die grammatischen Zeichen eine Rolle spielen, z.B. die Tempusformen) unterscheiden. Beide sind für die Schule wichtig; hier fällt der Blick vor allem auf die Wortsemantik.

… ist die Semantik von Anfang an ein Thema, zum Beispiel schon in den fächerübergreifenden Unterrichtszielen der Grundschule, wenn es um sprachliche Bildung geht. Darüber hinaus gibt es unzählige Treffer in den Fachlehrplänen. Darunter fallen auch die Fachbegriffe Synonym, Antonym, Wortfeld, Wortfamilie und Worterklärung, die uns schon im „Deutsch als Zweitsprache“-Lehrplan der 4. Jahrgangsstufe begegnen. Für die Vorbereitung des Schreibens schlägt der Deutschlehrplan in der 3. und 4. Jahrgangsstufe die Sammlung und Ordnung von Wortmaterial vor. In der Mittelschule werden semantische Strukturen erkannt, wenn die Schüler:innen der 8. Jahrgangsstufe Herkunft und Bedeutung von Fachbegriffen, Fremdwörtern und Internationalismen erklären. In der 13. Jahrgangsstufe der Fachoberschule heißt es: Die Schüler:innen „erläutern komplexe sprachliche Strukturen und Bedeutungen auf der Basis eines gesicherten Grammatikwissens und der Kenntnis semantischer Kategorien (u.a. Konnotation und Denotation, Antonymie, Synonymie), um Texte zu analysieren und zu erschließen und die eigene Textproduktion abzusichern.“

… ist eine Auseinandersetzung damit, wie Bedeutung zustande kommt, immer: Ohne Wissen über Semantik ist Sprachreflexion kaum vorstellbar.

… sehen Rothstein/Rödel (2014) u.a. darin, wie mithilfe der Semantik der Wortschatz organisiert werden kann. Solche Organisationsprinzipien helfen dabei, Wortfelder aufzustellen und zu analysieren. Dies kommt den Schüler:innen nicht nur bei Vergleichstests zu Gute, die häufig nach Synonymen und Antonymen fragen, sondern kann darüber hinaus Lese- wie auch Schreibprozesse erleichtern. Schließlich sorgen verschiedene Formulierungen für denselben Begriff erst für Abwechslung in einem Text. Darüber hinaus fällt das gerade die Medien dominierende Thema von „Framing“ in den Bereich der Semantik: Die Wahl und das Verwenden bestimmter Ausdrücke vermittelt immer bestimmte Informationen samt Perspektive, sodass andere ihrerseits in den Hintergrund treten. Die Analyse von manipulativem Sprachgebrauch ist also hier zu verorten. Es ist damit zu rechnen, dass das im Deutschunterricht in den kommenden Jahren eine größere Rolle spielen wird.

… findet man im „Deutschbuch 5“ (Bildl et al. 2017: 61) für die 5. Jahrgangsstufe an Bayerischen Realschulen folgende Aufgabe unter der Überschrift „Wer bewegt sich wie? – Mit Verben anschaulich schreiben“:

Wir gingen durch den eiskalten Fluss.
Die alte Dame ging unter Schmerzen zur Bushaltestelle.
Die Kinder liefen vor dem gefährlichen Hund davon.
Kim und Laura gingen durch das Einkaufszentrum.
(…)

Es gilt nun, die verwendeten Verben durch „ausdrucksstärkere“ zu ersetzen, und zwar durch „rennen, schleichen, hinken, schlendern, steigen, waten, schlurfen“.

Als Operation wird die Ersatzprobe vorgeschlagen. Durch das Vergleichen verschiedener Formulierungsoptionen sollen die Schüler:innen schließlich zur passenden Lösung kommen. Im Pool sind Hyponyme versammelt, die die Hyperonyme gehen und laufen ersetzen können: schlendern bedeutet eben nicht nur gehen, sondern umfasst weitere Bedeutungskomponenten wie langsamentspanntziellos gehen

Im selben Buch finden sich auch Hinweise darauf, wie man unbekannte Wörter in Texten erschließen kann (Bildl et al. 2017: 187): „Viele Informationen werden aus dem Zusammenhang verständlich.“ Neben dem Kontext, der auch die Bedeutung eines Wortes beeinflusst und festlegt, wird der morphologische Tipp gegeben, ein Wort in seine Bestandteile zu zerlegen, um es zu verstehen. Als Beispiel wird Unterschlupf angeführt: „-schlupf kommt von dem Verb schlüpfen und bedeutet kriechensich klein machenUnterschlupf bedeutet also in einen Ort hineinkriechensich verstecken.“ Es spricht nichts dagegen, Bedeutung mithilfe einer Wortbildungsanalyse zu klären, allerdings verletzt die Darstellung hier ein elementares semantisches Prinzip: Die Bedeutung eines Nomens wird nämlich fälschlicherweise am Ende mit einer Verbalphrase erklärt – und nicht mit der Zielkategorie des Nomens selbst.

… finden sich

  • … eine H5P-Übung zur lexikalischen Semantik, bei der Sie auf Pippi Langstrumpf treffen und Hilfe für den nächsten Obsteinkauf erhalten,
  • … ein Überblick über Aufgaben zur Semantik in Schulbüchern verschiedener Schularten,
  • … ein Aufsatz von Köpcke/Spieß (2013), die zeigen, inwiefern sich Metaphern für einen integrativen Sprach- und Literaturunterricht anbieten.

Nachweise

Bildl, G./Hartwig, Y./Hochleitner-Prell, M. et al. (2017): Deutschbuch. Sprach- und Lesebuch. Realschule Bayern – Neubearbeitung. 5. Jahrgangsstufe. Berlin.

Rothstein, B./Rödel, M. (2014): Lexikologie und Semantik. In: Sprachwissenschaft für das Lehramt. Hg. von J. Ossner und H. Zinsmeister. Paderborn, S. 211–244.


Empfehlung

Efing, C./Roelcke, T. (2021): Semantik für Lehrkräfte. Linguistische Grundlagen und didaktische Impulse. Tübingen.
Aus wissenschaftlicher und didaktischer Perspektive legt der Band semantische Grundlagen für die Unterrichtspraxis, die in begleitenden Aufgaben vertieft und reflektiert werden können.